20.03.2013Elefanten im Camp – Flugsafari ins Okavango Delta / Botswana
Eine Flugsafari in das Okavango Delta in Botswana, welches als größtes Binnendelta der Erde bezeichnet wird, war schon immer unser großer Traum. Der grandiose Reichtum an Flora und Fauna und die Unberührtheit der Natur sind sicher Botswanas größter Schatz. Und wenn es nach dem Staat geht, soll dies auch so bleiben. Botswana setzt auf ökologischen Hochpreistourismus, um die ungewöhnliche Vielfalt dieses Landes auch der Nachwelt zu erhalten. Die Regierung läßt Tourismus deshalb nur begrenzt und zu vergleichsweise hohen Preisen zu. Dieses macht sich auch bei den wenigen exklusiven sowie sehr hochpreisigen Unterkünften innerhalb des Okavango Deltas bemerkbar. Die Lodges sind klein und persönlich, sehr hochpreisig und in der Regel nur von Maun aus mit einem Kleinflugzeug erreichbar.
Im September war es dann endlich soweit – wir hatten eine Tour durch Botswana und in das Okavango Delta gebucht!
Um sieben Uhr morgens fuhr unsere aus 10 Personen bestehende Gruppe zum Flughafen von Maun, welches als das „Tor zum Okavango Delta“ bezeichnet wird. Wir checkten unser Gepäck, welches auf 10kg pro Person in weichen Taschen begrenzt war, ein und bestiegen eine Stunde später zwei kleine Flugzeuge von „Delta Air“ die uns mitten in das 16.000km² große Delta bringen sollten.
Die Flugdauer bis zu unserem „Oddballs Camp“ war auf 20 Minuten angesetzt. Nach dem Start überflogen wir die sehr ländlich geprägte Region um Maun, die ein recht trostloses und vertrocknetes Bild abgab. September zählte zum Ende der Trockenzeit und das Land lechzte nach Regen. Nach wenigen Minuten wurde die Landschaft grüner und wir überflogen die ersten Seen und Flussläufe des Deltas. Makalani Palmen und riesige Baobab Bäume standen auf von Sümpfen umgebenen Inseln und überall sah man kleine Wege die sich durch die sumpfige Graslandschaft schlängelten. Das strahlende Blau der Flussläufe stand in krassen Kontrast zum Braun sowie satten Grün der Vegetation. Wasserarme hier und da durchzogen die Landschaft. Tiere waren aufgrund der Höhe und der Geschwindigkeit schwierig auszumachen aber unser Pilot entdeckte eine Gruppe mehrerer Elefanten die gemächlich durch die Sumpflandschaft von einer Insel zur anderen zog.
Nach 20 Minuten Flug über die atemberaubende Landschaft des Deltas landeten wir gegen neun Uhr morgens sanft auf der Sandpiste unserer Lodge die sich an der südlichen Grenze des Moremi Game Reserves auf einer kleinen Insel mitten im Okavango Delta befand. Sofort wurden wir von unseren Guides sowie den Angestellten der Lodge herzlich begrüßt. Jeweils zwei Personen wurde ein eigener persönlicher Guide für den Aufenthalt im Oddballs Camp zugeteilt. Unser Führer hieß „Obi“- er war Anfang zwanzig, sehr hilfsbereit sowie intelligent und wir schlossen ihn sofort ins Herz.
Man führte uns zum offenen Restaurant sowie der Lounge der rustikalen Lodge und servierte uns ein herzhaftes Frühstück. Alles war sehr naturnah gestaltet: es gab weder Fernseher, Radio, Telefon und auch keinen Handempfang- kurzum wir befanden uns jenseits jeglicher moderner Zivilisation mitten in unberührter Natur – was für ein Segen! Nach dem Frühstück genossen wir die ersten Eindrücke des Deltas- von der offenen Lounge aus guckte man direkt auf eine Insel im Moremi Game Reserve. Über uns hingen kopfüber an den Balken des Reetdachs einige große Fledermäuse und überall hörte man das für Afrika so typische Zirpen der Grillen. Der Manager der Lodge gab uns eine kurze Einweisung und Verhaltensregeln für unseren Aufenthalt im Delta und ging dabei vor allem auf das Verhalten beim Auftauchen wilder Tiere im Camp ein. Das Camp hatte keine Zäune und wilde Tiere zogen auf Nahrungs- oder bspw. Partnersuche kreuz und quer durch das Delta, das heißt sie konnten also überall und jederzeit auftauchen. Auch im ausliegenden Gästebuch wurde vom Auftauchen wilder Tiere im Camp berichtet aber um genau aus diesem Grund hatten wir den Ausflug in das Okavango Delta machen wollen- wir wollten die Natur Afrikas hautnah erleben.
Man führte uns nun zu unseren Unterkünften. Circa 15 Permanentzelte waren im Busch verteilt auf höher liegenden Holzplattformen gebaut worden. Jedes 2- Mann Zelt war mit 2 feststehenden bequemen Betten ausgestattet und an der Decke gab es eine Lampe. Alle vier Zeltseiten ließen sich öffnen und so gelangte durch die Moskitonetze angenehme Luft in das Zelt. Trat man aus dem Zelt heraus, befand man sich auf seiner Veranda auf der eine verschließbare Kiste stand, in der man seine Utensilien verstauen konnte. Von hier aus führte eine Treppe zum eigenen Außenbad was unter freiem Himmel mit Waschbecken, Toilette und einer Dusche ausgestattet war. Wollte man war duschen, musste ein Eimer mit warmen Wasser befüllt werden und in die Höhe über den Duschkopf gezogen werden. Wir trauten unsere Augen nicht, stellten aber innerhalb der nächsten Tage fest, dass diese simple Konstruktion hervorragend funktionierte.
Gegen 14 Uhr gab es ein leichtes Mittagessen und gegen 16h30 brachen wir zu unserer ersten Tierbeobachtungsaktivität im Delta auf. Die Tierbeobachtungsaktivitäten (2 x täglich) werden so lange der Wasserpegel im Delta hoch genug ist, mit den sogenannten „Mokoros“ durchgeführt. Ein Mokoro ist ein etwa vier Meter langes Einbaum-Boot in dem jeweils 2 sitzende Personen und ein „Poler“ Platz finden. Im oft nur 50 cm flachen Wasser des Deltas werden Mokoros mit einer Stange vom Flussbett langsam abgestoßen und so vom „Poler“ fortbewegt. Unserer „Poler“ war unser Guide „Obi“. Besonders das Ein- sowie Aussteigen in die wackeligen traditionellen Holzboote stellte eine gewisse Herausforderung dar, aber auch während der Fahrt sollte man relativ ruhig sitzen bleiben. Unser Poler Obi stand während der Fahrt hinter uns und dirigierte das Mokoro auf den für uns immer gleich aussehenden Wasserwegen durch das Schilf. Während wir uns langsam vorwärts bewegten, erklärte er uns die Flora und Fauna des Sumpfes. Um uns herum gab es nur noch Schilf, Wasser und hier und da ein paar Seerosen. Unter Wasser tummelten sich unzählige Fische und man sah immer wieder Vögel auffliegen und landen. Außer dem Zirpen der Grillen, einigen Vögeln und dem Eintauchen des Stabes ins Wasser herrschte paradiesische Stille- fast lautlos glitten wir durch das Delta.
Nach ungefähr einer halben Stunde erreichten wir eine einsame Insel im Delta. Wir stiegen aus und starteten zusammen mit unseren Führern, die im Übrigen unbewaffnet waren, zu einer Wanderung über die Insel. Die Guides lasen die Spuren der Tiere auf dem Boden, prüften hier und da die Windrichtung und führten uns so beispielsweise an eine Gruppe der sehr scheuen sowie seltenen Lechwe Antilopen heran, die bei Gefahr ins Wasser flüchten. Hintereinander liefen wir hinter dem Guide her und ließen uns hier und da Eigenheiten der Tiere und Pflanzen im Delta erklären. Wir wussten dass diese Wanderungen im Delta aufgrund der vielen wilden Tiere nicht ungefährlich waren, hatten zu unseren professionellen und erfahrenen Guides aber vollstes Vertrauen. Nach unserer Wanderung über die Insel bei der wir noch Paviane, Warzenschweine und Zebras sahen und zudem einen riesigen Termitenhügel inspizierten, kehrten wir zu den Mokoros zurück und traten den Heimweg an. Obi erzählte uns, dass man besonders vorsichtig sein müsste, wenn man auf den tieferen Flüssen mit dem Mokoro unterwegs war, denn hier hielten sich die Flusspferde während der heißen Tagesstunden auf. Die flachen Seitenarme der Flüsse auf denen wir uns mit den Mokoros bewegten, würden in der Regel von den „Hippos“ gemieden.
Pünktlich zum Sonnenuntergang gegen 18 Uhr trafen wir wohlbehalten wieder bei unserem Camp ein. Das Camp verfügte über eine hochgelegene Aussichtsplattform von wo wir einen traumhaften Sonnenuntergang mit einem kühlen Getränk in der Hand genossen.
Gegen 19h30 gab es dann das ausgezeichnete Abendessen welches in Büffetform angeboten wurde. Der Service war sehr freundlich und wir waren erstaunt was die Köche trotz der spartanischen Möglichkeiten für uns gezaubert hatten. Nach dem Essen wurde ein Lagerfeuer entfacht und mit dem einen oder anderen Bier oder Rotwein in der Hand ließen wir zusammen mit den anderen Teilnehmern unserer international bunt gemischten Gruppe die Ereignisse des Tages Revue passieren bevor wir früh zu Bett gingen.
Auch der kommende Tag verlief ähnlich: bereits um 07h00 wartete ein leichtes Frühstück auf uns. Um 07h30 starteten wir zu einer Mokorofahrt die uns nach 1,5 Stunden Fahrt zu einer wunderschönen, paradiesähnlichen Insel führte wo wir eine einstündige Wanderung unternahmen und viele Wildtiere beobachten konnten. Wir fuhren zurück zum Camp frühstückten dort, nahmen gegen 14h30 das Mittagessen ein und starteten eine Stunde später zu einer weiteren Mokorofahrt. Dieses Mal wurde es etwas abenteuerlicher. Wir fuhren auf dem tiefen Hauptarm des Flusses mit unseren Mokoros und hatten immer im Hinterkopf was uns Obi über die Hippos erzählt hatte. Die Flusspferde waren auch die Tiere die uns bei diesem Ausflug gezeigt werden sollten, was nicht bei jedem Reiseteilnehmer die größte Vorfreude hervorrief, schließlich sind die massigen Tiere auf Platz 1 der Rangliste der Todesfälle durch große Tiere in Afrika. Mit unseren Mokoros fuhren wir ca. eine halbe Stunde Flussabwärts und gelangten zu einer Stelle wo sich eine Gruppe von Hippos im Wasser befand, die immer wieder auf- und abtauchte. In unserer sitzenden Position konnten wir die Hippos zwar nicht sehen aber hören- sobald sie auftauchten, bliesen sie das Wasser aus den Nüstern und stießen zum Teil warnende Grunzlaute aus. Wir hielten also an uns beobachteten die Tier aus der Entfernung. Auf der anderen Uferseite graste eine Herde Elefanten. Nach einiger Zeit machten wir uns auf den Rückweg und erreichten das Camp grade noch rechtzeitig um einen wunderschönen afrikanischen Sonnenuntergang beobachten zu können.
Am nächsten Morgen wurden wir schon gegen 05h30 von einem unserer Mitreisenden geweckt. Scott, ein Amerikaner rief zu uns herüber: „hey, wanna see an elephant?“ – ob wir einen Elefanten sehen wollten? – Na klar, sofort war unser Puls auf 180, wir zogen uns schnell etwas über und liefen zum Hautgebäude, welches sich neben der Küche befand. Direkt am Küchengebäude stand ein riesiger Elefant und fraß an einem Baum- wir beobachteten ihn vom offenen Restaurant aus. Die Guides versicherten uns, dass dieser Elefant friedlich sein und wir ruhig aus der Entfernung Fotos machen könnten. Ich lief also schnell zurück zum Zelt und wollte meine Kamera holen. Mein Mann blieb beim Rest der Gruppe und den Guides. Zwischenzeitlich entschied der Elefant, dass er ebenfalls den Weg zu unserem Zelt nehmen wollte und lief am Restaurant entlang auf dem einzigen Weg durchs Camp. Ich hatte mich mittlerweile mit meiner Kamera „bewaffnet“ und wollte grade den Weg zum Restaurant zurücklaufen als ich schon den mächtigen Elefantenbullen auf mich zukommen sah. In einiger Entfernung hinter ihm standen die Guides sowie den Rest der Gruppe. Mit Handzeichen bedeuteten mir alle, dass ich langsam zurückgehen sollte und mich ruhig verhalten sollte. Im Nachbarzelt was sich einige Meter von unserem Zelt entfernt befand hatte man von dem Elefanten noch gar nichts mitbekommen- zumindest hörte ich die beiden Bewohner vergnügt reden und lachen und hörte wie die „Eimerdusche“ lief. Das Außenbad war mit Sichtschutz abgetrennt, so dass die Bewohner unseres Nachbarzeltes gar nicht mitbekommen konnten, dass der Elefant keine 3 Meter von ihrem Bad entfernt genüsslich an einem Baum fraß. Der Elefant kam immer näher zu unserem Zelt, ich zog mich also schleunigst ins Innere zurück und warte. Er fraß ganz gemütlich hier und da von den Bäumen und ich konnte ihn durch die Moskitonetze gut beobachten- ich muss zugeben, dass ich fast einen Herzinfarkt bekam als er direkt an unserem Zelt vorbeilief. Glücklicherweise entschloss sich der Elefant alsbald unser Camp wieder zu verlassen und so konnte auch ich mich erleichtert wieder zum Rest der Gruppe gesellen.
Natürlich war die Begegnung mit den Elefanten – es stellte sich heraus, dass noch ein weiterer Bulle das Camp besucht hatte- DAS Thema des Tages. Auch auf unserer letzten Wanderung im Delta sahen wir Elefanten auf einer Insel und pirschten uns unter der Führung unserer erfahrenen Guides relativ nah an sie heran. Mit den Mokoros fuhren wir zurück zum Camp und nahmen ein letztes leckeres Frühstück ein.
Der Abschied von Obi – unserem freundlichen „Poler“ fiel uns schwer und da er mir erzählt hatte, dass es im Winter nachts auch im Delta empfindlich kühl werden könnte und man dann furchtbar frieren würde, schenkte ich ihm zum Abschied meine Winterjacke die ich vorsorglich mitgenommen hatte. Er hatte Freudentränen in den Augen und ich das schöne Gefühl etwas Gutes für ihn getan zu haben. Alle Guides erhielten noch etwas Trinkgeld (ca. 50 Pula pro Person/Tag), da es ist das einzige Einkommen dieser Menschen ist.
Unsere beiden kleinen Flugzeuge standen schon für uns bereit und nach dem Abschied von der Lodge und seinem freundlichen Personal starteten wir auf der Sandpiste zu einem weiteren rund 20-minütigen Flug in Richtung Maun. Ich saß vorne neben dem Piloten. Er erklärte mir dies und das in seinem kleinen Flugzeug und dass er ursprünglich aus Neuseeland stammte und schon seit einigen Jahren Passagiere kreuz und quer durch das Delta flog. Nochmals boten sich uns herrliche Panoramen und viel zu schnell hatten wir Maun wieder erreicht und die Zivilisation hatte uns zurück.
Fazit: ein Aufenthalt im Okavango Delta ist ein sehr kostspieliges aber auch einzigartiges Erlebnis- bereits der Flug zur Unterkunft in den 5 bzw. 7-Sitzer Cessnas ist unvergesslich! Das Oddballs Camp zählt zu den preisgünstigsten Unterkünften im Delta kann aber uneingeschränkt empfohlen werden wenn die Gäste etwas „abenteuerlustig“ und nicht zu anspruchsvoll sind.
Preis: je nach Saison ca. 200 – 350 US-$ pro Person pro Nacht inkl. aller Mahlzeiten und Aktivitäten + Flüge ca. 300 US-$ pro Person